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mother!

Darren Aronofsky erzählt von einem bedeutungsschwangeren Beziehungsdrama, dessen Symbolik sich fern jeder Subtilität bewegt.

Titelmother!
Jahr2017
ProduktionslandUSA
RegieDarren Aronofsky
DrehbuchDarren Aronofsky
GenreDrama, Mystery, Psychothriller
DarstellerJennifer Lawrence, Javier Bardem, Michelle Pfeiffer, Ed Harris, Domhnall Gleeson, Brian Gleeson, Kristen Wiig, Stephen McHattie
Länge122 Minuten
FSKAb 16 Jahren freigegeben
VerleihParamount Pictures

ACHTUNG
Bevor Du dich meinem Text widmest, sei gewarnt.
mother! gehört zu jenen Filmen, deren volle Wirkung sich dann entfaltet, wenn man möglichst wenig über das Bevorstehende und andere Meinungen weiss. Wer sich sein Unwissen bewahren möchte, um eine unkonventionelle Inszenierung zu geniessen, der ignoriere alles nach der Überschrift MEINUNG. Für Unbelehrbare und sehr Neugierige, werde ich meine Ansicht hier äußern (inklusive leichten Spoilern).

Die Story von mother!

Ein einsames viktorianisches Landhaus abgeschottet von der Außenwelt. Keine Zufahrtsstraße oder Verkehrsanbindung weit und breit. Es ist quasi ein paradiesisches Fleckchen, das IHM (Javier Bardem) die Möglichkeit bietet die Schrift zu verfassen. Für seine Frau (Jennifer Lawrence) besteht der Lebensinhalt in der Herrichtung des gemeinsamen Heimes und der Fürsorge von IHM. In diese befremdliche Idylle dringt unvermittelt ein fremder Mann ein (Ed Harris), der plötzlich vor der Tür steht. Kurz darauf erscheinen auch dessen Frau (Michelle Pfeiffer), sowie wenig später deren Söhne (Domhnall Gleeson und Brian Gleeson). Die Fremden werden vom IHM bereitwillig ins Haus aufgenommen. Doch bei der Mutter des Hauses verursacht der Besuch Unbehagen.

Die Hintergründe zu mother!

Darren Aronofsky gilt in Hollywood unbestritten als Ausnahmeregisseur. Wer eher einen konventionellen Film wie einst The Wrestler erwartet, den muss ich vor mother! warnen. Diesmal meint er es bitter ernst. Hat er eigentlich schon immer. Aber er unterstreicht es nochmal! Wie man dem Titel anmerkt. Und dem Marketing (siehe die schicksalschweren Kinoposter). Oberflächlich betrachtet geht es wieder mal um eine Beziehung und um die Liebe, wie er es unter anderem in The Fountain thematisierte. Formal kann man über Aronofskys neuesten Streich kaum etwas bemängeln. Persönlich empfinde ich die visuellen Effekte nicht als Glanzleistung, aber sie sind auch kein Fauxpas. Erstmals wurde es eine Inszenierung ohne seinen Freund und Stammkomponist Clint Mansell. Die angeschlagene düstere Grundstimmung und die visuellen und dramaturgischen Referenzen sind allerdings eindeutig bei Polanski entlehnt (siehe Apartment Trilogy). Die Inszenierung spielt zwar mit Horror-Elementen, doch würde ich ihn nie diesem Genre zu ordnen. Außerdem ist die erneute Symbolik auffällig, die nicht nur wieder einen religiösen Hintergrund anspricht, sondern diesmal enorm bedeutungsschwanger daher kommt.

mother! kinoplakate
Plakat zu mother!. © Paramount Pictures Germany

 

Unsere Kritik

Innerhalb eines sehr zäh erzählten ersten Drittels kann der cinephile Filmfreund viele Querweise entdecken, wenn es euch allerdings so geht wie mir, dann werdet ihr spätestens im zweiten Drittel nicht mehr besonders überrascht werden. Die gezielten Anleihen an das Buch Genesis sind zahlreich. Das Aronofsky dabei so archetypisch seine Figuren agieren lässt, verwundert gar nicht. Das geht so weit, das die Dialoge auf zweiter Ebene eine Art Beziehungsdrama erzählen, während das Gesehene und die Gestiken eine andere Sprache sprechen. Sie zeigen eine Allegorie auf die Schöpfungsgeschichte. Spätestens beim Brudermord sollte der reflexive Filmfreund dahinter gestiegen sein. Aronofsky bedient mit seiner symbolträchtigen Erzählung so sehr die Freunde des Avantgardefilm, das jene sich beim Brückenschlag zur Apokalypse vor dem Kopf gestoßen fühlen müssten.

Die Tatsache, dass Arofnosky alles was er auf den Zuschauer loslässt, so verdammt bier ernst meint, erweist sich hier fast nachteilig. Mir als Zuschauer beschleicht dasselbe unwohle Gefühl wie bei Noah. Auch da meinte Arofnosky seinen persönlichen Ansichten zur Religion dem Zuschauer unterjubeln zu wollen. Da hat er das noch unter dem Deckmantel einer Comic-Verfilmung sehr geschickt gemacht. Wer hat denn schon die Abweichungen zur Vorlage bemerkt? Außerdem hatte es auf fantastische Weise etwas unterhaltendes an sich. Natürlich, wie eigentlich in jedem seiner Filme, fordert Arofnosky sein Publikum. Eine solche Vorgehensweise befürworte ich grundsätzlich. Aber hier habe ich mich für einen Aronofsky Film eher unterfordert gefühlt. Ich habe auf die Geburt des Heiland (Überraschung ein Junge), dessen Tod und den Untergang des Paradieses nur gewartet. Und zum Ende gibt es die Moral, dass das Leben ein ewiger Kreis ist.

Aber totaler Quark ist diese prätentiöse Enttäuschung letztendlich nicht. Unter anderem wird man dazu eingeladen, dass man sich über die mehrdeutige Bildsprache und die Funktion der einzelnen Figuren auslassen kann. Da ergaben sich einige Möglichkeiten zur Interpretationsmöglichkeit. Zum Beispiel ob Mutter nun wirklich die allgegenwärtige Mutter Erde und Natur widerspiegeln soll oder doch eine Projektionsfläche ist, für Zerbrechlichkeit, Ängste, Fürsorge und Weiblichkeit (oder, oder, oder). Das gleiche gilt auch für die Frau, die sowohl Charkteristika von Eva als auch der Schlange in sich eint. Aber letztendlich sollte das jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.

Auf der darstellerischen Seite bleibt noch eine tolle Besetzung zu erwähnen, bei denen sich vor allem Javier Bardem hervorhebt, der anscheinend das Projekt sehr ernst genommen hat. Auch Michelle Pfeifer hat mir sehr gut gefallen. Nur Jennifer Lawrence in der Titelrolle, die ich sehr gerne sehe, hat die schlechteste Performance ihrer Karriere abgeliefert. Das wurde auch nicht dadurch besser, das die Kamera nervtötend stark an ihr klebte und ihr Gesicht in Nahaufnahme zeigte, wo immer es nur möglich war.

Hier die Bewertung der MovicFreakz – Redaktion:

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Hier könnt Ihr den Film selbst bewerten:

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