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Schloss aus Glas

Mit dem Blick zu den Sternen.


TitelSchloss aus Glas
Jahr2017
ProduktionslandUSA
RegieDeston Daniel Cretton
DrehbuchJeanette Walls, Deston Daniel Cretton, Andrew Lanham
GenreDrama
DarstellerBrie Larson, Woody Harrelson, Naomi Watts
Länge127 Minuten
FSKAb 12 Jahren freigegeben
VerleihStudiocanal Filmverleih
Deston Daniel Crettons „The Glass Castle“ von Studiocanal GmbH Filmverleih

Die Handlung von Schloss aus Glas

Wenn ein Leben eines ist, dann eine nie endende und wilde Fahrt auf dem Zug des Lebens. Wie oft er Halt macht, wie oft wir selbst Halt machen, wie weit uns unsere Füße tragen wollen, liegt in unseren Händen, unserer Kraft und denen unserer Eltern.

Das Leben von Jeanette Walls (Brie Larson) ist ein Road Trip durch das Leben, dass sich einer konventionellen Weise entzieht. Ihr Vater, Rex Walls (Woody Harrelson), pflegt einen unebenen Weg und macht mit dem Zug öfter Halt, als es ein junges Mädchen (v)ertragen kann. Aber er gibt ihr auch Wichtiges mit auf den Weg. Dass die Menschen hier, in unserer Welt, die Sterne nicht mehr sehen können, weil der Rauch zu dicht ist und das Licht nicht mehr durchkommt. Die Familie zieht in Schloss aus Glas von einem Ort zum anderen, ist nirgends gemeldet und vollkommen auf sich alleine gestellt.

Rex Walls: „Die jungen Menschen leben in schicken Wohnungen, aber die Luft ist so verschmutzt, das sie nicht mal die Sterne sehen können. Wir wären ja verrückt, wenn wir mit einem von denen tauschen würden!“

Woody Harrelson, Naomi Watts, Sadie Sink, Charlie Shotwell und Eden Grace Redfield in Deston Daniel Crettons „The Glass Castle“ von Studiocanal GmbH Filmverleih

2 Eltern und 4 Kinder, die in heruntergekommenen Häusern leben, aber nur vom Glück hinter dem schweren Leben, leben können. Sie leben von der Liebe untereinander, der Liebe zur Gemeinschaft und der nie endenden Liebe zur Vergebung, die in den Fehlern selbst liegen. Schloss aus Glas spricht nicht vom Leben, sondern ist Leben. Er erzählt von Rissen in den Straßen, gebrochenen Herzen, gebrochenen Persönlichkeiten und tiefen Wunden des Lebens. Kerben, die das tägliche und ganze Leben in uns hinterlassen. Auch erzählt er von unschätzbaren Werten, Schätzen, die immer weniger Bedeutung finden, uns vollkommen aus den Händen gleiten.

Liebe und Alkohol

Aber Rex Walls, als Familienoberhaupt, gibt seinen Kindern nicht nur seine ganze Liebe, sondern lässt auch den Alkoholismus an ihnen und seiner Frau Rose Mary Walls (Naomi Watts) aus, der wohl durch tragische Ereignisse in seiner eigenen Familie, sein Leben verändert haben. Er hält die Familie zusammen, lässt sie nicht los und spricht viele Wahrheiten aus, die uns allen zu denken geben sollten. Nicht nur, dass wir noch nicht angefangen haben zu leben, sondern auch nicht wissen, wie das überhaupt geht. Als Jeanette in jungen Jahren sich beim Kochen selbst in Flammen setzt, weist sie der Doktor darauf hin, dass sie auf eine Schule gehen sollte, wie die anderen Kinder auch. Er erzählt ihr von einem normalen Leben.

Woody Harrelson, Naomi Watts, Chandler Head, Iain Armitage und Olivia Kate Rice in Deston Daniel Crettons „The Glass Castle“ von Studiocanal GmbH

Als sie ihrem Vater im Auto, im Beisein aller Familienmitglieder, darauf anspricht, prescht er mit dem Auto von der Fahrbahn ab, hindurch, durch die unebenen Wege in der Pampa, so dass alle Lachen und das Auto hin- und her schwenkt. Rex lässt alle sofort aussteigen, rennt mit den Kindern los, schreit alle seine Empfindungen in die Welt raus, packt Jeanette, hebt sie hoch und erklärt ihr, dass das „Leben“ sich nie echter anfühlen wird.

Hier steckt der emotionale Kern von Schloss aus Glas, die gesellschaftliche Kritik an allem, was der Mensch aus Holz (Geld), Metall (Geld) und Farbe (Geld) erschaffen hat. Eine Welt, die nie gelernt hat zu leben. In diesen Szenen erleben wir einen Woody Harrelson, den ich in meinem Leben noch nicht so zu Gesicht bekommen habe.

Die Tragik in Schloss aus Glas

Aber sein Talent zeigt sich auch in den tragischen Sequenzen, wenn ihn der Alkohol übermannt und er nicht mehr weiß, was er sagt und tut. In einer Szene spricht die junge Jeanette mit ihrem Vater, versorgt seine Wunden, die er sich in 10-stündiger Abwesenheit geholt hat und wird so der stärksten emotionalen Bindung zwischen einer Tochter und ihrem Vater. Wenn er ihr dann sagt, dass er sie liebe und alles für sie tun würde und sie daraufhin stockend herausbekommt, ob er denn für sie das Trinken aufgeben würde, weil er so die Familie nicht versorgen kann, dann bringt das eine Wucht rüber, für die das Kino nur gemacht sein kann. Oft bekomme ich aus Scham keine Träne im Kino raus, aber hier lief es herunter und ich fühlte mich in meinen Gefühlen bestätigt. Ich blicke einen Moment in die Sterne und suche mir einen aus, der mir gehören soll.

So auch eine Szene in Schloss aus Glas, in der die junge Jeanette mit ihrem Vater im Schnee liegt und er sie bittet, sich einen Stern am Himmel auszusuchen. Das geht doch gar nicht und man kann keinen Stern für sich beanspruchen, meine sie. Rex entgegnet, dass sich die ganzen anderen Kinder irgendwo bloß etwas wünschen, dass nicht lange halten wird. Materielles Denken. Aber die Sterne werden noch ewig da sein und man solle sich lieber etwas aussuchen, dass beständig ist.

Die ältere Jeanette hat, wie ihre Geschwister, es geschafft aus dem Leben auf der Flucht zu fliehen und ist jetzt eine erfolgreiche Frau. Laufendes Wasser, Heizung, genug Geld und einflussreiche Freunde. Dass Verhältnis zwischen ihr und ihrem Vater war immer das stärkste Band und Rex Walls wird uns immer sympathischer im Film, auch wenn Deston Daniel Cretton ebenso gut seine Fehler herausarbeitet. Im Kern steckt aber die Vergebung, die Jeanette bewerkstelligen muss, obwohl sie mit diesem Leben, ihrer Mutter und dem Vater, der immer vom Bau eines Schlosses aus Glas gesprochen hat, abschließen möchte.

Brie Larson in Deston Daniel Crettons „The Glass Castle“ von Studiocanal GmbH

Ein Schloss aus Glas, das in den Köpfen und der Fantasie von Jeanette und Rex gewachsen ist. Es sollte immer gebaut werden, nur sollte es wohl nur nie so sein. Es passierte nicht und die Stärke in der Erziehung des Vaters liegt teils in den Versprechen und der Fantasie, die er erschafft und die er seinen Kindern beibringen möchte. Leider verpasst er den Zeitpunkt etwas gar großartig zu schaffen und sperrt die Kinder mehr ein, als sie selbst in das Leben zu entlassen. Mitunter ist er oft aggressiv, da er trinkt und zu Cholerik und endloser Standpauke neigt.

Endlose Standpauke sagte ich. Nicht nur ein Teil, den ich aus meinem eigenen Leben übernehmen kann. Auch wir Kinder mussten uns früher stundenlange Standpauken anhören und dem zustimmen, was auch immer unser Vater uns gesagt hat. Gedanken einpflanzen, kontrollieren und manipulieren. Dies schreckliche Geschrei blieb und bleibt immer ein Bestandteil meiner selbst, denn diese Laute Stimme, wenn sie auch nach langer Zeit wieder erklingt, verursacht schnelles Herzklopfen, das Aufkommen von Schweiß auf meiner Stirn, Aggression, Haltlosigkeit und endet in dem Hinterfragen und Verfluchen meiner eigenen namentlichen Herkunft.

Was es heißt, zu leben

Jeanette hatte aber einen Vater, der ihnen zwar kein normales Leben ermöglichen wollte, ihnen aber wohl beigebracht hat, was es heißt, zu leben, zu lieben und zu teilen. Aber auch ihr fällt es schwer, gegen Ende Rex’s Lebens, die Vergebung und den Sinn hinter allem, zu finden, zu sehen.

Was die Vergebung in Schloss aus Glas heranträgt ist nicht minder wichtig, als der Schmerz, aus dem man lernt. Sie und ich sehen Böses in der Vergangenheit, der Familie und dem Leben. Aber wir beide vergessen nicht, dass die schönen Zeiten die hässlichen übermalen können. In allem steckt eine Erfahrung und ist man erst der Vergebung nähergekommen, können wir uns unseren Stern am Himmel anschauen, den wir für uns beansprucht haben und ihn ewig in uns einschließen. Weil nur die schönen Erinnerungen Beständigkeit heißen dürfen, nicht aber die traurigen und schlimmen Fehler, die uns zwar zu dem machen, was wir sind, aber nicht den Verlauf unseres Lebens schreiben. Lernen zu leben.

Und kein Leben ist etwas Wert, ohne ein Schloss aus Glas, dass vielleicht nie gebaut wird, aber einen Sinn hinterlässt, Schönheit bedeutet und Leben erschafft.

Brie Larson and Max Greenfield in Deston Daniel Crettons „The Glass Castle“ von Studiocanal GmbH Filmverleih

Fazit zu Schloss aus Glas

Brie Larson verzauberte mich wieder, wie sie es immer tut, verpackt die ganze Bandbreite an Gefühlen, taucht in sich selbst ein und bricht aus. Aber sie verkörpert Leben, Vergebung und Liebe, wie ich sie nur bei ihr sehen kann. Brie Larson und Woody Harrelson in Einklang mit dem Leben, dem Sinn dahinter, dazwischen, in jeder Lücke und Zeile, die es gibt. Und ein Drehbuch der echten und wahrhaftigen Jeanette Walls, sowie dem richtigen Regisseur Deston Daniel Cretton, der zuletzt mit Short Term 12 ein Werk hingelegt hat, dass mich nicht mehr loslässt, so wie die Schauspielerin, die darin die Hauptrolle spielte….

Und nun macht es einfach. Schaut in die Sterne. Sucht euch einen davon aus, egal welchen und beansprucht ihn für euch. Nicht Fragen. Einfach nicht fragen, was „normale“ Menschen jetzt sagen oder denken würden…wen interessiert das? Fahrt auch mal von der Straße ab, kommt vom Weg ab, schreit es raus, lauft, Nein, rennt und genießt das Gefühl zu Leben. Denn Leute?:

Rex Walls: „Echter wird‘s nicht Kinder. Ihr lernt, indem ihr lebt!“

 

Unsere Wertung:

 

 

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© Studiocanal

2 Kommentare

  • Ich hätte mir den Film sicher schon aufgrund des Casts irgendwann angesehen. Aber deine Rezension hat ihn auf meiner Watchlist weit nach oben gespült. Chapeau!