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Suburbicon

Eine Familientragödie im idyllischen Suburbicon der 50er Jahre wird von benachbartem Rassenterror überdeckt.

TitelSuburbicon
Jahr2017
ProduktionslandUSA
RegieGeorge Clooney
DrehbuchGeorge Clooney, Ethan Coen, Joel Coen, Grant Heslov
GenreKrimi, Komödie, Thriller
DarstellerMatt Damon, Julianne Moore, Karimah Westbrook, Leith M. Burke, Noah Jupe, Tony Espinosa, Oscar Isaac
Länge105 Minuten
FSKAb 16 Jahren freigegeben
VerleihConcorde Filmverleih
Filmplakat zu "Suburbicon" by ©Concorde Filmverleih
Filmplakat zu „Suburbicon“ by ©Concorde Filmverleih

Story

Die sonnige Vorstadtgemeinde Suburbicon ist ein Refugium für privilegierte Familien um dort ihr Glück im Herzen Amerikas ausleben zu können. Mit ihren gepflegten Rasenflächen, den beschaulichen Einfamilienhäusern und der symmetrischen Bebauung, illustriert sie den amerikanischen Traum, wie kaum etwas anderes.

Doch als eines Tages mit den Meyers die erste farbige Familie in das Idyll einzieht, entlarven sich die Bewohner selbst, indem sie ihrem Rassismus freien Lauf lassen. Sie terrorisieren die Familie rund um die Uhr, während der Sohn regelmäßig, friedlich mit dem weißen Nachbarsjungen der Lodges Baseball spielt.

Bei den Lodges wird eines Nachts eingebrochen und die Mutter stirbt dabei. Nun geraten der Vater und die Zwillingsschwester der Toten in einen Abwärtsstrudel, tief hinein in ein Netz von Verrat und Erpressung. Der naive Junge versucht alles zu verstehen und gerät dadurch mit seinem Vater aneinander, der die Familie neu ordnen möchte. Denn das Chaos im Haus der Lodges bleibt nur deshalb unbemerkt, weil direkt nebenan die Ausschreitungen vor dem Anwesen der Meyers eskaliert.

Matt Damon und Noah Jupe schauen als "Gardner Lodge" und sein Sohn "Nicky Lodge" zusammen fern in "Suburbicon" by ©Concorde Filmverleih
Matt Damon und Noah Jupe schauen als „Gardner Lodge“ und sein Sohn „Nicky Lodge“ zusammen fern in „Suburbicon“ by ©Concorde Filmverleih

Cast

Matt Damon gibt den Vater „Gardner Lodge“. Er ist streng, aber auch liebevoll, wobei streng überwiegt. Doch er wirkt auch traurig und man fragt sich was genau in ihm vorgeht. Er steht passend für die Familiensituation der 50er. Der Vater bringt das Geld nach Hause und bestimmt. Damon gilt als Kassenmagnet und genießt ein sehr hohes Ansehen in Hollywood. Zuletzt war er in „Downsizing“ und „The Great Wall“ zu sehen. Er produzierte zudem das Drama „Manchester By The Sea“. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören 3 Critic’s Choice Awards, 5 Golden Globes und 2 Oscars.

Die Mutter „Nancy Lodge“ wird von Julianne Moore gespielt. Sie ist Hausfrau und die Seele des Hauses. So hält sie alles zusammen. Ihren Sohn Nicky liebt sie über alles. Auch die Rolle der Zwillingsschwester „Margaret“ übernimmt sie. Moore spielte unter anderem in „Vergessene Welt: Jurassic Park“, „The Big Lebowski“ und „Tribute von Panem: Mockingjay Teil 1 & 2“ mit und erhielt bereits einen Oscar, BAFTA und Emmy und wurde als neunte Person in der Geschichte der Academy innerhalb eines Jahres für 2 Oscars nominiert. Sie ist darüber hinaus die einzige Amerikanerin, die bei allen drei großen europäischen Filmfestivals (Berlin, Venedig, Cannes) als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde.

„Haben Sie schon Ihre Nachbarn getroffen?“

Bereits in 12 Kinoproduktionen zu sehen ist Karimah Westbrook, welche hier als die Nachbarin „Daisy Meyers“ in Erscheinung tritt. Sie ist in der Rolle die Ruhe selbst und  lässt sich durch nichts einschüchtern oder aus der Reserve locken. Eine starke Frau. Westbrook wird demnächst in der 8. Staffel von „Shameless“ zu sehen sein. Sie spielte bisher etwa in „Save the last dance“, „Baadassss!“ und „American Violet“ mit und auch in über 25 TV-Serien gab sie sich die Ehre. So etwa in „Aquarius“, „Master of Sex“ oder „Mad Men“. Sie schrieb auch den Kurzfilm „Best kept secret“, inszenierte diesen und spielte selbst die Hauptrolle. Dafür erlangte sie internationales Ansehen und wurde von der African American Arts Alliance of Chicago als beste Schauspielerin nominiert.

Ihren Mann „William Myers“, verkörpert Leith Burke. Er ist nur physisch präsent und spricht während des Films nicht. Aber Gestik und Mimik genügen völlig um alles auszudrücken, was ihn bewegt. Burke ist mit dem Theater aufgewachsen, erst als Besucher, später in der Ausbildung. Es hat lange gedauert, doch nach etlichen Theaterrollen, konzentriert er sich nun auf Film und Fernsehen. Er hat Auftritte in zahlreichen Werbespots, TV-Serien und kleinen Filmproduktionen. Mit Suburbicon gibt er sein Debüt in einem großen Spielfilm.

Der Kinderdarsteller Noah Jupe verkörpert den Sohn Nicky Lodge. Er ist noch recht unbedarft und mit der Situation völlig überfordert. Als er dann anfängt Dinge zu hinterfragen, stößt er auf eine Mauer des Schweigens und begibt sich immer mehr in ernsthafte Gefahr. Jupe spielte in „Downton Abbey“ und „Penny Dreadful“ mit. Er wird demnächst in „Wonder“ und „A quiet place“ zu sehen sein.

Noah Jupe und Tony Espinosa als "Nicky Lodge" & "Andy Meyers" in "Suburbicon" by ©Constantin Filmverleih
Noah Jupe und Tony Espinosa als „Nicky Lodge“ & „Andy Meyers“ in „Suburbicon“ by ©Concorde Filmverleih

Schauplätze

Clooney und Bissell suchten eine auf dem Reißbrett entworfene Siedlung. Anonym und gleich. Vorbild war das, nach Schema F gebaute Levittown in Pennsylvania, gedreht wurde jedoch in Kalifornien. In einem Stadtteil von Fullerton entdeckten sie ein Dutzend historischer Häuser, die perfekt für den Film waren. Alles wurde in den Zustand der 50er Jahre zurückversetzt, einschließlich Gärten und Straßenbeleuchtung.

Die Außenaufnahmen des zweigeschossigen Hauses der Gardners entstand im nahegelegenen Carson. Das Grundstück zwischen den Häusern der Lodges und Meyers, das den Jungs beider Familien als Rückzugsort dient, wurde von Grund auf in Mystery Mesa in Santa Clarita errichtet.

Das Innere des Lodge-Hauses entstand in nur 7 Wochen komplett auf einer Studiobühne des Warner Brothers Geländes in Burbank. Weitere Drehorte waren North Hollywood, Encino, Santa Clarita, San Fernando, Altadena und Pasadena.

Karimah Westbrook hängt als "Daisy Meyers" die Wäsche auf in "Suburbicon" by ©Concorde Filmverleih
Karimah Westbrook hängt als „Daisy Meyers“ die Wäsche auf in „Suburbicon“ by ©Concorde Filmverleih

Form

Kamera und Schnitt sind über jeden Zweifel erhaben, dafür sorgen die Oscar-preisgekrönten Robert Elswit (There will be blood) und Stephen Mirrione (Traffic – Die Macht des Kartells). Schönes Spiel mit Licht und Schatten, einige interessante Nahaufnahmen und gerade, wenn es um die sonnige Idylle geht, auch mal weitläufigere Einstellungen.

Das Szenenbild gleicht einem Tempel des Mitt-50er Designs, alles ist in gedämpften Braun-, Rost-, Grün- und Senftönen. Dazu wurde in einem anamorphen Format mit Objekten der „C“-Serie von Panavision gedreht, um dem Film eine klassische Ästhetik zu verleihen.

Auch bei den Outfits wurde auf Anonymität und Gleichheit gesetzt. Alles ist in den selben Farben gehalten. Alle Männer tragen ein Kurzarmhemd mit Krawatte oder einem Zweireiher, bei denen höchstens das Muster leicht variiert. Denn alle ihre Frauen kaufen im selben Laden ein.

Der Soundtrack schwingt mit der Handlung mit. Anfangs leichtfüßig und unschuldig, mit einigen schönen Melodien, nach hinten hinaus, doch ernster und düsterer.

Julianne Moore als "Margaret" in "Suburbicon" by ©Concorde Filmverleih
Julianne Moore als „Margaret“ in „Suburbicon“ by ©Concorde Filmverleih

Hintergrund

Inszeniert wurde „Suburbicon“ von Oscar-Gewinner George Clooney, nach dem Drehbuch der ebenfalls Oscar-preisgekrönten Joel & Ethan Coen (No country for old men), Clooney selbst und dem dritten Oscar-Gewinner im Bunde Grant Heslov (Argo).

Durch die sogenannte „G.I. Bill“, war es Weltkriegsveteranen in den 50er Jahren möglich, ein schönes Haus mit Garage und Vorgarten zu kaufen. Für viele wurde so der amerikanische Traum eines Eigenheims zum ersten Mal Wirklichkeit. Eine gehobene Mittelklasse der Vororte entstand so.

Clooney wollte die Fassade des perfekten Heims abtragen und aufzeigen, wie hässlich es oftmals dahinter zuging. Und dafür zog er die Ereignisse in Levittown in Pennsylvania aus 1957 heran. Die Geschichte der Meyers passierte nämlich genau so, wie im Film beschrieben. Dazu wurde das Skript zu „Suburbicon“ von einem komödiantischen Thriller in einen recht ernsten und wütenden Film umgeschrieben und in genau die Woche versetzt, in der die Meyers einzogen.

Zum einen wird in „Suburbicon“ der Rassismus der 50er Jahre behandelt, der im Grunde erschreckend aktuell ist und zum anderen, wie gegensätzlich Innenleben und Fassade einer Familie sein können.

Oscar Isaac als Steuerfahnder "Bud Cooper" in "Suburbicon" by ©Concorde Filmverleih
Oscar Isaac als Steuerfahnder „Bud Cooper“ in „Suburbicon“ by ©Concorde Filmverleih

Genre & Fazit

„Suburbicon“ ist, wie eigentlich alle Filme, an denen die Coen Brüder mitgewirkt haben, sehr eigenwillig. Entweder man findet Spaß daran, oder man findet ihn schrecklich. Als ich ihn im Kino gesehen habe, haben sich meine Sitznachbarinnen zu letzterem bekannt.

Ich selbst, jedoch fand ihn sehr unterhaltsam und hatte meine Freude mit ihm. Die Story und Message dahinter fand ich schon im Vorfeld reizvoll und so wollte ich ihn mir nicht entgehen lassen.

Das Szenenbild hat mich fasziniert, alles so geordnet und spießig, fast wie in einer Sekte. Aber nach außen sehr freundlich und hilfsbereit. Als dann die Meyers ins Bild treten, bröckelt die Fassade jedoch, bzw. fällt sie mit einem Mal ab. 24/7 gibt es Terror, Belästigungen und Schikane.

„So etwas passiert hier nie. Das ist ein sicheres Viertel.“

Nebenan entwickelt sich die geordnete Familie ebenfalls in einen Sumpf der Gewalt und Intrigen. Mittendrin der kleine Sohn, der das nicht verstehen kann und zusammen mit den Zuschauern versucht der Sache auf den Grund zu gehen.

Der Film ist gespickt mit bitterbösen Szenen oder Sprüchen, die mich zum schmunzeln brachten, andere jedoch könnten das als sehr bedrückend empfinden. Der Ton ist generell sehr hart und düster und man kann ihn maximal als schwarze Komödie betiteln, aber ich persönlich würde das Wort Komödie lieber streichen. Es ist ein Krimi mit Thriller-Einschlag der zum Ende hin völlig eskaliert.

Wer die Filme der Coen Brüder mag, der wird auch hier seine Freude haben. Aber auch so als eigenständiger Film, finde ich ihn durchaus gelungen. Man muss sich allerdings auf das abgedrehte, absurde und auch sehr düstere, wütende einlassen wollen.

Ansonsten findet man ihn wohl genau so schrecklich, wie meine Sitznachbarinnen.

Hier die Bewertung der MovicFreakz – Redaktion:

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Hier könnt Ihr den Film selbst bewerten:

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© Concorde Filmverleih

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